Die ersten Gäste des Theiß-Sees waren die Angler, und sie kehren auch
seitdem immer wieder hierher zurück.
Der einst legendäre Fischreichtum der Theiß – die wegen
der Milliarden darin treibenden feinen Sandkörnchen liebevoll auch
blonde Theiß genannt wird – schien im überschwemmten Gebiet zurückzukehren.
Der mittlere Teil des Sees, das größte Angelgewässer Ungarns,
ist auch heute das Paradies der Angler, hier leben
mehr als fünfzig Fischarten, davon sind zwölf Arten geschützt. Im
Flussbett, im flacheren oder tieferen Wasser der Toten Arme auch der
durch Inseln zerklüfteten Wasseroberfläche und an feuchten
Herbstabenden sitzen die Angler still im Schilfdickicht,
das die Ufer verdeckt, oder sie haben sich mit ihrem Boot in
wildromantische Gegenden gewagt und warten, dass die Fische anbeißen.
In der Umgebung des Theiß-Sees können wir diese Anglergeschichten,
die woanders als Übertreibung gelten würden und wir ungläubig den
Kopf schütteln würden, getrost glauben. In einigen Hotels,
Pensionen, Restaurants können wir uns die Fotografien der vor
Freude strahlenden Angler auch selbst ansehen, auf denen in den Händen
des glücklichen Anglers und seiner Helfer Welse von Menschengröße
mit hängenden Bärten zu sehen sind. Das besondere Gerät zum
Welsfangen wurde auf diesen Aufnahmen nicht gezeigt, das Ergebnis überzeugt
um so mehr. Neben dem Wels sind natürlich auch die Zander, Barsche
und Hechte beliebte „Ziele“ der Angler, aus den Theißkarpfen
hingegen wird eine – allgemein bekannt – ausgezeichnete
Fischsuppe zubereitet. Auch diejenigen müssen nicht verbittert
sein, die einen der nicht immer beheimateten Fisch –
Hyphophtalmychtis und Amurkarpfen – an Haken haben. Ihr
Fleisch ist schmackhaft, ihre Exemplare können zehn bis zwanzig
oder noch mehr Kilogramm wiegen. Die Barbe verweilt gern in den
schneller fließenden, tieferen Gewässern. Die Lieblingsspeise der
auch fünf bis sechs Kilogramm erreichenden Gänglinge sind die von
den Kindern am Ufer oft gefangenen, kaum einige Zentimeter großen
Mairenken. Zwergwelse und die geschützten Schlammpeitzker können
wir in den toten Armen sehen. Von den geschützten Fischarten
kommen im Theiß-See in größter Anzahl Zingeln und Schrätzer vor,
obwohl, infolge einer künstlichen Vermehrung, heute bereits schon
viele Karpfen hier leben. Zu unserem Angelplatz, aber auch bei
jedem Ausflug zu Wasser, sollten wir uns vorsichtig fortbewegen,
weil uns in den überschwemmten Gebieten Überraschungen ereilen können.
Die Bäume, die einmal dort standen, sind „ausgetrocknet“,
schließlich richtet auch zuviel des Guten, hier das Wasser, Schaden
an. Diese Bäume sanken in der Zwischenzeit meistens ins Wasser,
aber es gibt auch noch solche, die Wetter und Zeit trotzen, und
Zentimeter von den verbliebenen Teilen ihres Stammes entfernt
huschen wir an ihnen mit unserem Boot vorbei.
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